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März 03, 2021

Dungeon-Crawl im Dreißigjährigen Krieg

Es ist soweit! Gazer Press startet heute mit dem Verkauf des neuen Abenteuerbandes „Der Heilige von Bruckstadt“. Warum das einen Blogeintrag wert ist? Weil ich selbst Teil des Teams bin und denke, dass das Abenteuer für euch interessant sein könnte.


Um was geht's?

Herbst 1632. Der Dreißigjährige Krieg verwüstet Deutschland. Heere und ihre Trosse fressen die Kornkammern leer und rauben das Vieh der Bauern. Zurück bleiben niedergebrannte Städte, Hunger und Pest, die ganze Landstriche in Friedhöfe verwandelt.

Bruckstadt blieb bisher vom Weltuntergang verschont. Die Bewohner führen das auf den Schutz des Heiligen Jakobus zurück. Doch das traditionelle Fest zu Ehren des Heiligen konnte in diesem Jahr nicht gefeiert werden. Die Explosion des städtischen Pulverlagers verschüttete den Zugang zur Gruft des Stadtpatrons. Der Pakt zwischen Jakobus und den Bürgern Bruckstadts droht zu brechen, falls nicht bis Ende des Monats ein anderer Weg zur Heiligengruft gefunden wird.


Dungeon-Crawl im Dreißigjährigen Krieg?!

Ja, das Abenteuer hat eine historische Kulisse: Dreißigjähriger Krieg, Feuerwaffen und katholische Heiligenverehrung. Aber dabei bleibt es nicht, denn die Grenze zum Übernatürlichem ist dünn und je tiefer die Figuren in die Katakomben unterhalb Bruckstadts vordringen, desto durchlässiger wird sie.

Wie die Testspiele zeigten, ist der Dungeon ein gefährlicher Ort. Auf den Unvorsichtigen warten Flüche von jenseits des Grabes und Fallen, die qualvolle Tode bereiten. Uralte Geheimnisse versprechen Macht und stürzen denjenigen in den Wahnsinn, der zu schwach ist, den Blick hinter die Schatten zu ertragen. Und ganz unten in der Gruft, wo die Verdammten ihren Schmerz mit Blut an die Wände schmieren, lauert ER: Seit einem halben Jahrtausend tot, zurückgekommen, um zu strafen.


That's all?

Bei Weitem nicht. Da wäre noch Bruckstadt, das Örtchen am Katzbach, dessen Einwohner nicht so fromm sind, wie sie sich geben. Die Ruine Aarhorst, wo sich kürzlich ein Söldnerhaufen unter Führung einer Kreolen-Prinzessin eingenistet hat und ein einsames Hügelgrab, von dem die Bauern sagen, dass nachts die Geister der Toten um das Steinkreuz auf seiner Kuppe tanzen. Und dann gibt es noch das Wolfsmoor. Ein einsamer Landstrich, der im Mittelalter Rückzugsort eines Kultes war, von dem es heißt, dass seine Anhänger bis heute der alten Kröte in unsagbaren Ritualen huldigen.


Das Spielsystem? 

Geschrieben wurde das Abenteuer mit Blick auf das Regelwerk von Lamentations of the Flame Princess. Wir berücksichtigen daher deren Skill-System und führen bei den NSC die LotFP-Werte an (Rüstung, Bewegung, Trefferpunkte, Schaden, Moral). 

Es soll aber ausdrücklich betont werden, dass „Der Heilige von Bruckstadt“ mit jedem Old School-Regelwerk spielbar ist, d.h. mit Regelwerken, die auf den frühen Versionen von D&D basieren. Im Buch werden daher bei den geforderten Proben immer Alternativen zu den LotFP-Skills angeführt. 

Wer es mit dem Regelwerk von LotFP spielen möchte und die Printausgabe nicht besitzt, kann hier die kostenlose PDF-Version herunterladen. 

Stimmen aus der Szene?


Wer einen kritischen Blick auf den Abenteuerband werfen möchte, kann das hier tun. Nerds-gegen-Stephan hat "Der Heilige von Bruckstadt" rezensiert. Fazit: "ganz schön düster, aber auch ganz schön gut."

Wo kaufen?!

Kaufen könnt ihr den Abenteuerband direkt in unserem E-Shop oder bei Sphärenmeisters Spiele. Wer das Buch lieber im Laden ums Eck kaufen möchte, kann das bei Plant Harry in Wien tun. Die Liste wird laufend erweitert. 


Januar 24, 2021

Dungeon-Crawl: Spaziergang oder Expedition?

Testspiele unseres Dark-Fantasy-Abenteuers “Der Heilige von Bruckstadt” sind abgeschlossen. Letzte Arbeiten am Korrektorat, Layout und Titelblatt gehen zügig voran. Wir sind daher zuversichtlich, mit dem Buch im Februar in den Online-Verkauf zu gehen.

Illustration: Mariela Schöffmann

Mit den bei den Testspielen gesammelten Erfahrungen möchte ich ein paar Worte über Dungeon-Expeditionen schreiben. Ein Dungeon-Crawl lebt nicht nur von Monstern und Schätzen. Die Orientierung unter der Erde, die Wahl der richtigen Ausrüstung, der Verbrauch von Fackeln, Wasser und Nahrung können ebenfalls wesentliche Elemente des Spiels sein.

Weil uns bei den Testspielen Expeditions-Feeling wichtig war, wollten wir daher diese Punkte nicht ignorieren. Die Frage war, nach welchen Regeln das geschehen sollte? Hier ein kurzer Bericht, was bei unseren Spielrunden geklappt hat und was weniger.

Einer der wichtigsten Punkte ist die Frage der Orientierung: Zeichnen die Spieler die Karte selbst, oder bekommen sie eine vom SL vorgelegt. Da wir Corona-bedingt vom Wohnzimmertisch auf die Online-Plattform Roll20 ausweichen mussten, haben wir das Fog-of-War-System genutzt. Da ich bereits im letzten Blogeintrag über Kartografie im Dungeon geschrieben habe, gehe ich an dieser Stelle nicht noch einmal darauf ein.

Eine weitere wichtige Entscheidung, die maßgeblich zur Stimmung während des Dungeon-Runs beiträgt: Wie handhabt die Spielergruppe Dinge wie Traglast und Licht? Am einfachsten für alle Beteiligten ist davon auszugehen, dass die SC immer genügend Fackeln und Lampenöl mit sich führen. Auch die Traglast lässt sich entspannt handhaben, indem sie nur in Extremfällen beachtet wird. Etwa, wenn ein SC versucht, eine ganze Waffenkammer mit in den Dungeon zu schleppen, oder die hunderte Kilo schwere, antike Goldstatue einfach so in seinen Rucksack packen möchte.

Doch diese wenig aufwändige Spielvariante geht meist auf Kosten des Expeditions-Feelings. Lässt man sich ein Stück weit auf Mikro-Management ein, kann das Spannung und Spieltiefe maßgeblich erhöhen. 

Runden zählen, aber wie?


Eine Fackel brennt vielleicht eine Stunde, eine Öllampe bedeutend länger. Doch was, wenn die letzte Fackel erlischt, oder die Lampe zerbricht? Dann stehen die SC in völliger Dunkelheit (sofern sie nicht über Nachtsicht verfügen). Eine interessante Spielsituation und äußerst gefährlich für die SC, die quasi blind durch eine feindliche Umgebung stolpern.

Der Spielleiter sollte zunächst die (gezeichnete oder vorgelegte) Karte einziehen, die SC können sich nur an den Wänden entlang tastend vorwärts bewegen. Glücklich jene Spieler, die sich den Verlauf der Gänge in etwa gemerkt haben und rasch zurück ans Tageslicht finden. Für die anderen kann diese Situation leicht in einen Todesmarsch eskalieren. Kämpfe, auch gegen einfache Gegner, werden im Handumdrehen zu einer Herausforderung, da die SC wegen ihrer “Blindheit” hohe Abzüge auf Angriffswürfe hinnehmen müssen. Wie viel Wasser und Nahrung führen sie mit sich? Wie lange dauert es, bis sie verdursten?

Solche Episoden machen Dungeon-Expeditionen noch einmal spannender und gefährlicher. Doch dazu muss gewährleistet sein, dass Fackeln, Lampenöl, der Inhalt von Wasserflaschen und Proviant-Rationen nicht nur exakt verzeichnet sind, sondern auch ihr Verbrauch dokumentiert wird. Das kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Das Players Handbook von 1978 schlägt vor, die Zeit bei einem Dungeon-Run in Runden (Turns) zu unterteilen, wobei eine Runde einer Dauer von zehn Minuten entspricht. Eine Fackel wäre daher nach sechs Spielrunden heruntergebrannt.

Je nach dem, ob die SC schleichen, gehen oder laufen, können sie innerhalb der zehn Minuten eine bestimmte Strecke im Dungeon zurücklegen. Die verstrichene Zeit lässt sich daher anhand der zurückgelegten Wegstrecke messen. Doch Spieler lassen ihre Figuren nicht nur marschieren, sie suchen nach Fallen, öffnen verschlossene Türen, kämpfen und schlagen Lager auf, um sich um die Verwundeten zu kümmern. Manche Spielergruppen zählen die Runden daher mithilfe von Markern, was auch den Vorteil hat, dass die verstrichene Zeit für jeden am Tisch sichtbar wird.

Es mag Gruppen geben, für die das Zählen von Runden auf diese oder andere Weise gut funktioniert. In unseren Testrunden hat es das nicht getan. So sehr ich es schätze, Traglast und Licht mitzudenken, so wenig hab ich mich mit dem Rundenzählen anfreunden können. Für den Spielleiter war es eine zusätzliche (lästige) Aufgabe und wenn es ein Spieler übernommen hat, geschah es immer wieder, dass auf das Zählen vergessen wurde, weil so viel anderes geschieht, dass die Aufmerksamkeit fesselt.

Bei unseren Testspielen hat sich daher eine lockere Handhabung der Lichtfrage bewährt: Zunächst erhielt jede Lichtquelle eine bestimmte Anzahl an Lichtpunkten. Eine Kerze wenige, eine Fackel mehr, die Öllampe am meisten. Jedes Mal, wenn ein Spieler eine Probe ablegte (Kraft-Probe, Schloss öffnen, Suchen nach Fallen, …) reduzierte sich automatisch die Brenndauer aller aktiven Lichtquellen um 1 Punkt. Je öfter daher eine Probe wiederholt werden musste, desto mehr Licht wurde verbraucht.

Klar, das ist keine realistische Simulation, nach der die Lichtquellen sich kontinuierlich verbrauchen müssten und nicht nur, wenn Proben abgelegt werden. Aber für unser Spiel hat es funktioniert.

1. Weil niemand mehr Runden zählen musste und nach einer kurzen Gewöhnungsphase das Ablegen einer Probe ganz automatisch mit dem Abstreichen von Lichtpunkten einherging.
2. Weil es plötzlich nicht mehr bedeutungslos war, ob der SC eine Probe beim ersten oder beim x-tan Mal schafft, da jeder Patzer zusätzlichen Lichtverlust bedeutete.

Traglast leicht gemacht


Ähnlich einfach haben wir es mit der Traglast gehalten. Dem Regelwerk von LotFP folgend, zählt nicht das Gewicht des einzelnen Gegenstandes, sondern die Anzahl der Gegenstände. Ein SC, der 11 oder mehr Gegenstände bei sich trägt, erhält 1 Punkt an Traglast, bei 16 oder mehr einen zweiten Punkt. Eine Kettenrüstung erhöht die Traglast um 1 Punkt, eine Plattenrüstung um 2 Punkte, usw.

Abhängig von seiner Traglast verliert der SC Bewegungspunkte. Will die Gruppe vor einem übermächtigen Gegner fliehen, vergleicht der SL den Bewegungswert der einzelnen SC mit jenem des Monsters. Wer zu langsam ist, kann entweder Ausrüstung (Schätze) abwerfen, oder muss sich dem Kampf stellen.

Es braucht also nicht zwingend eine aufwändige Buchhaltung, um den Verbrauch von Lichtquellen und die Traglast zu simulieren. Vorausgesetzt die Spielergruppe möchte mit weniger Realismus zugunsten einfacherer Spielregeln leben.

Wie handhabt ihr eure Dungeon-Expeditionen, wieviel Realismus ist euch wichtig?


Dezember 01, 2020

Der Rufer im Dungeon

Dutzende Rollenspiel-Verlage stehen in der Tradition der Old School Renaissance und lassen sich bei ihren Regelwerken und Abenteuerbänden von den frühen Tagen des Hobbys inspirieren. 

Da wir auch unser neues Gazer Press Abenteuer "Der Heilige von Bruckstadt" in dieser Tradition sehen, soll hier ein Blick auf die ersten Versionen von Dungeons & Dragons aus den 70ern und frühen 80ern geworfen werden. Wie unterschieden sich die damaligen Regeln von heutigen? Auf was kann getrost verzichtet werden und welche Aspekte sind nach wie vor interessant?

In den Basic Rules von 1977 schreibt Autor Eric Holmes unter „Dungeon Mastering as a fine Art“ was vom Spielleiter als Vorbereitung erwartet wird: Den Dungeon zu zeichnen, Monster, Fallen und Schätze zu verteilen und für einen möglichst rasanten Einstieg ins Abenteuer zu sorgen (es war die Zeit der Self-Made-Dungeons). Zu den Monstern merkt der Autor übrigens an, dass diese der Stufe der Charaktere und dem Können der Spieler angepasst sein sollten.


Anschließend gibt Holmes Anweisungen, wie die Spieler sich organisieren sollten. Folgender Absatz ist dabei interessant:


"Mapper", "Chronicler" und "Caller"waren wichtige Spielerrollen in den frühen D&D-Tagen. In den späteren Versionen verschwinden diese Begriffe aus den Regelwerken. Ich möchte in diesem und zwei weiteren Posts die Begriffe einzeln beleuchten und fragen, ob diese Rollen in heutigen Spielsituationen noch Sinn machen. 

Beginnen wir mit dem Caller. Er ist derjenige, der nach Absprache mit der Gruppe dem SL mitteilt, welche Figur welche Aktion setzt. Was er dem SL mitteilt, gilt.

In den von Tom Moldvay editierten Basic Rules von 1980, Kapitel 4, "Organizing a Party", wird der Caller etwas genauer definiert:


Ein Spieler, dessen Figur einen möglichst hohen Charisma-Wert hat, sollte demnach die Aufgabe übernehmen. Das Ziel ist klar. Die Spieler sollen sich zunächst untereinander absprechen, was jede einzelne Figur bzw. die Gruppe als Ganzes zu tun gedenkt. Sobald man sich einig ist, meldet der Caller die Aktionen an den SL weiter.

Doch warum dieser Umweg? Der SL könnte doch genauso gut jeden Spieler reihum befragen, was seine Figur zu tun gedenkt. 

Dazu muss man wissen, dass die Spielgruppen in den frühen Jahren des Rollenspiels weitaus größer waren, als sie es heute sind. Die aktuelle Version 5 von D&D empfiehlt 4-5 Spieler. Zu Zeiten von Gary Gygax waren es 20 und mehr Spieler.

Dazu Band 1 der ersten Version von D&D (1974):


20 oder mehr Spieler! Man kann sich vorstellen, dass es für einen SL mühsam werden konnte, ein Spiel dieser Größenordnung zu leiten. Es bedeutete, 20 und mehr Personen immer wieder die Frage zu stellen: Was machst du? Mit dem Ergebnis, dass die Ansagen widersprüchlich sein konnten, weil die Spieler sich nicht einig sind. Oder der erste Spieler seine angesagte Aktion ändern will, nachdem er gehört hat, was der 15. Spieler plant, usw. Die Gefahr war groß, dass das Spiel im Chaos versinkt. 

Indem der SL die Organisation der Spieleraktionen an den Caller abgab, konnte er sich darauf konzentrieren den Dungeon zu beschreiben und die Monster und NSC zu führen. Daher also der Caller.

Der Caller kommunizierte nach Konsensfindung nicht nur die Entscheidungen der Spieler an den SL, er sprach auch im Namen der Gruppe mit den NSC. Daher der Verweis im Moldvay-Regelwerk, dass die Figur des Callers einen möglichst hohen Wert in Charisma haben sollte; ein Charisma-Bonus brachte Vorteile bei Verhandlungen mit NSC. 

All das bedeutet nicht, dass es zwischen dem SL und den anderen Spielern keine Kommunikation gab. Der SL wandte sich immer wieder einzelnen Spielern zu, etwa wenn deren Figur von einem NSC angesprochen wurde oder wenn das Handeln einer einzelnen Spielfigur im Zentrum des Spieles stand. Der Caller beschleunigte aber die Entscheidungsfindung in der Gruppe und ermöglichte dadurch das Spiel in Gruppen von 20 und mehr Spielern zu meistern.

Da heute die Spielergruppen tendenziell überschaubar groß sind, braucht es den Caller nicht mehr zwingend. Der SL kann im Normalfall ohne Zeitverlust direkt mit den Spielern kommunizieren. Dennoch: Bei langwierigen Diskussionen am Spieltisch kann es Sinn machen, wenn vorab vereinbart wird, welcher Spieler dem SL die getroffenen Entscheidungen mitteilt. Insofern bleibt der Caller für manche Situationen eine hilfreiche Spielerrolle, um den SL zu entlasten.

November 23, 2020

Der Zufall als Spielleiter

Seit den frühen Tagen des Hobbys spielen Zufallstabellen eine große Rolle. Sie inspirieren den Spielleiter und nehmen ihm Arbeit ab. Ein Würfelwurf und der SL weiß, welche Gegenstände der Dieb in der Tasche seines Opfers findet, welcher magische Gegenstand in der Truhe verschlossen ist oder welche Gegner im Dungeon auf die Spieler lauern.

Zufallstabellen sind aber noch viel mehr. 

Wird etwa das Verhalten von NSC mit einer Zufallstabelle verknüpft, trägt sie zur Charakterisierung der Figuren bei. 

In unserem neuen Abenteuer „Der Heilige von Bruckstadt“ (Erscheinungstermin voraussichtlich Ende Dezember 2020) treffen die Spieler in einem ruinierten Haus auf die Wachen Nagl und Urm. Eine Tabelle gibt Auskunft, was die beiden gerade tun.

1: Nagl rasiert sich den Bart vor einem Handspiegel, den er am Kaminsims aufgestellt hat. Urm ölt seine Arkebuse.

2: Essen Eintopf aus Holznäpfen: Sprechen in gedämpfter Stimme über die Eule ihrer Anführerin, von der sie glauben, das der Vogel ein verzauberter Liebhaber ist.

3: Würfeln um ihren kürzlich ausbezahlten Sold.

4-5: Heftiger Streit, weil Nagl entdeckt hat, dass Urm mit gezinkten Würfeln spielt.

6: Nagl wäscht sein blutfleckiges Hemd in einem Holzbottich. Urm liegt mit Bauchstich blutend am Lager.

Unabhängig vom erwürfelten Ereignis, erhält der Spielleiter aus der Tabelle Informationen über Nagl und Urm: Die beiden sind Spieler, bereit ihren hart verdienten Sold in die Waagschale des Glücks zu werfen. Urm ist zudem ein Betrüger, Nagl gewalttätig. Beide haben offenbar Respekt vor einer Frau namens Suula, der sie magisches Wissen unterstellen.

Unabhängig von der erwürfelten Szene kann der SL dieses Hintergrundwissen nutzen, um die Wachen und ihr Verhalten lebhaft zu beschreiben.


Rulings over Rules

Wie immer bei Zufallstabellen handelt es sich zunächst nur um Vorschläge. Der SL kann auf das Würfeln verzichten und sich statt dessen bewusst für eine der 5 Szenen entscheiden oder die Tabelle völlig ignorieren, wenn ihm mögliche Ergebnisse nicht in die Spielsituation zu passen scheinen. Wie in der Tradition der OSR üblich, gilt auch hier: Rulings over Rules.


Wie James Maliszewski auf seinem Blog Grognardia ausführt, gab es Tabellen für das Verhalten von NSC bereits in der ersten Ausgabe von Dungeons & Dragons (1974). Der dritte Band der Regeln (The 
Underworld & Wilderness Adventures) enthält die Tabelle „Random Actions by Monsters“. Ein W12 bestimmt, ob das Monster sich aggressiv, neutral oder friedlich gegenüber den SC verhält.

Im von Tom Moldvay editierten D&D Regelwerk von 1981 gibt es eine Tabelle „Retainer Reactions“. Hier bestimmt der W12, ob ein anzuheuernder Mietling auf das Angebot der SC eingeht. Wobei ein besonders gutes Angebot oder ein hoher Charisma-Wert einen Würfelbonus bringt.

Die Zufallstabelle lässt sich also zu Gunsten der SC beeinflussen.

Von Nutzen sind Zufallstabellen auch, wenn es darum geht, einen Dungeon aufzustocken, nachdem die SC aus einer Ruhephase zurückkehren.





Vor allem bei einem Mega-Dungeon, den die Spieler dutzende Male verlassen, um zu heilen und Ausrüstung aufzustocken, helfen Tabellen den Dungeon lebendig zu halten. Prominent umgesetzt hat das Greg Gillespie in seinem Mega-Dungeon Barrowmaze: Eine Zufallstabelle bestimmt, ob in einen bereits erforschten Raum neue Monster eingezogen sind.

Andere Dungeon-Abenteuer gehen noch weiter und ermitteln per Zufallstabellen, ob ein bisher unentdecktes Gewölbe in der Zwischenzeit von konkurrierenden Grabräubern geplündert wurde.

Zufallstabellen haben daher das Potenzial, nicht nur für die Spieler, sondern auch für den SL, den Spielverlauf ein Stück weit mehr unvorhersehbar zu machen, als es ein Rollenspiel sowieso schon ist. 

Natürlich sind dem auch Grenzen gesetzt. Wenn alles eine Frage des Zufalls ist, verliert das Spiel für die Spieler an Planbarkeit, was frustrieren kann und die Welt unsinnig erscheinen lässt.

Klug eingesetzt, können Tabellen dem SL ein Stück weit die Zügel aus der Hand nehmen und für erfrischende Wendungen sorgen.

September 03, 2020

Geschichten aus Bruckstadt: Dramatis Personae

Eine kleine Vorschau auf Der Heilige von Bruckstadt, das neue Dark-Fantasy-Abenteuer von Gazer Press, illustriert von Mariela Schöffmann.



Jeka Suula: Aufgewachsen in den Slums von Gorée. Als 14-Jährige mit einem Seemann (Manuel Cardozo) durchgebrannt, der sie später für 30 Silbermünzen an einen Zuhälter in Antwerpen verkaufte. Ihr erzwungenes Verlöbnis mit dem Gewaltmenschen löste sie durch einen Leberstich. Die Kreolin ist eine Anhängerin des Voodoo. Suula will Rache an Cardozo; so wie er ihr Herz gestohlen hat, will sie nun das Seine.



Manuel Cardozo: Der Portugiese war lange Jahre Matrose auf Ostindienklippern, bevor er die Salzluft satt hatte und ins Rotlichtmilieu wechselte, wo er Frauenknochen brach und Gesichter zerschnitt. Heute betreibt er ein Bordell in Bruckstadt und hat gute Beziehungen zum Grafen, den er einmal im Monat in Begleitung der Dirne Lilli besucht.


Graf Reuben Wolfsgrau: Säufer und Gichtfinger. Verachtet seinen strenggläubigen Sohn. Begehrt Lilli, die Dirne ohne Beine. Liebt seinen alten Jagdhund Greif.

August 01, 2020

Tales from Bruckstadt: Nightflight


The night air bites your face, far underneath your flying body the black waters of river Morra, in the distance the snowy peaks of a mountain range, gray before the night sky. Then you pass ruin Dunmore with it's strange flickering lights and the ample landscape of a misty bog. You turn, the night wind blows you to the East again, across a lonely barrow, and finally you plunge deep into the catacombs under old Bruckstadt, cross a columned hall where a bonfire glows, slip through damp hallways and down a well: Dead water. Endless halls with scuffling shadows and abandoned graves. And then there is HE. In this stone-cold chamber deep under the earth. Aware fore five centuries, contemplating unknown atrocities. Bound to his sarcophagus. Until lately.
You awake in your coffin, a shovel of earth drops on the lid, again and again until the sound fades. Your scream dissolves in a terrible echo.

Juli 22, 2020

Tales from Bruckstadt: Crawl

Their is no glory in the times you live, so you plunder the graves of a golden age. Break the necklace from cramped dead fingers, crawl deeper and deeper into the guts of the catacombs searching for glitter and gold. You decay on immemorial curses just to break the golden teeth out of the rotten mouths of once noble men, risk your worthless life for trinkets and baubles. If you survive you win a booze in a shabby tavern, a payed for night in the arms of Margot or Lilli, and maybe cure from the fever that slowly rots your brain. Those are the days in Bruckstadt.

Juli 17, 2020

Der Heilige von Bruckstadt

Kern des Abenteuers sind weitläufige Katakomben mit 8 Arealen und mehr als 200 Räumen. Die Spieler haben 14 Tage Zeit, die aus den unterirdischen Grabkammern drohende Gefahr von Bruckstadt abzuwenden. Die Uhr tickt und nach Ablauf der Zeit explodiert die Chaosbombe.

Das Abenteuer ist über das vergangene Jahr hinweg gewachsen, Teile wieder ausradiert und neu gezeichnet worden, der Plot mehrmals überarbeitet. Inzwischen steht die Handlung fest, die Fundamente für den Dungeon sind gelegt, jetzt werden die Mauern hochgezogen, Begradigungen und kleinere Veränderungen vorbehalten.

“Der Heilige von Bruckstadt” ist ein Abenteuer im Old School Stil. Ja, Old School ist zunächst einmal nur ein Etikett, an das unterschiedliche Erwartungen und Definitionen geknüpft sind. Daher hier ein paar Gedanken zu den Old School Prinzipien. Folgende uns wesentlich erscheinende Punkte haben wir im Abenteuer “Der Heilige von Bruckstadt” umgesetzt.

1. Hohe Sterblichkeit. Kämpfe sind tödlich und sollten daher gut geplant, wenn möglich sogar vermieden werden. Bei weitem nicht alle Gegner, auf die Charaktere im Spiel treffen, sind den Stufen der Spielfiguren angepasst. Das provoziert Situationen, in denen die Spieler nicht gewinnen können und Flucht unausweichlich ist, wollen die Spieler ihre Figuren nicht verlieren.

2. Die Offenheit der Welt. Den Spielern bieten sich mehrere mögliche Wege, die gestellte Aufgabe zu lösen. Sowohl im geographischen Sinn, etwa, wenn unterschiedliche Wege in und durch den den Dungeon führen. Aber auch indem es für Probleme meist mehrere Lösungswege gibt. Die Tür kann mit dem passenden Schlüssel geöffnet werden, man könnte sich aber auch unter der Tür durchgraben, oder nach einem Blick durch das Türschloss mit Hilfe eines Teleport-Zaubers auf die andere Seite gelangen.

3. Erfahrungspunkte für geborgene Schätze. Diese Regelung soll den Fokus weg von Kämpfen, hin zur Erforschung der Spielwelt und kreativen Problemlösungen lenken. Indem das Bergen des Schatzes zum belohnten Ziel wird, ist der Sieg über das Monster nicht mehr zwingend erforderlich. Auch das geschickte Umgehen des Schatzwächters führt zum Erfolg.

4. Das Element des Zufalls. Eine Vielzahl an Würfeltabellen garantieren, dass der Verlauf des Spiels, sowohl für die Spieler als auch für den Spielleiter, oft unerwartete Wendungen nimmt. Inklusive Chaosbomben, die dem Spielverlauf eine völlig neue Richtung geben können.

5. Interaktivität. Die Spieler sollten möglichst oft mit ihrer Umwelt interagieren und der Spielleiter sollte die Entscheidungen, die sie dabei treffen, ernst nehmen. Das bedeutet: Interaktion hat Konsequenzen. Hat sie es nicht, läuft das Spiel Gefahr, an Spannung zu verlieren und die Spieler das Gefühl, die Welt verändern zu können. Um den Spielern Handlungsfähigkeit zu geben, sollten sie weiters Entscheidungen treffen können, bei denen sie sich des möglichen Risikos, wie des zu erwartenden Gewinns bewusst sind. Im Idealfall aber auch entscheiden können, keine Entscheidung zu treffen und einfach weiter zu gehen.

6. Wundersame Artefakte. Magische Artefakte können so viel mehr sein, als das generische Schwert +2. Magische Objekte bieten die Möglichkeit, ein Stück Wunder ins Spiel zu bringen. Ihre Wirkung sollte daher mit Kosten verbunden sein oder gefahrvolle Nebeneffekte auslösen. Damit die Charaktere nicht irgendwann zu magisch hochgerüsteten Superhelden mutieren (wo keine Herausforderung, da keine Spannung), empfiehlt es sich, magische Gegenstände mit Ladungen zu versehen, die irgendwann aufgebraucht sind.

In Anlehnung an Lamentations of the Flame Princess (LotFP) spielt “Der Heilige von Bruckstadt” zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, irgendwann nach der Schlacht bei Magdeburg 1631. Dieses Setting ist für das Abenteuer aber nicht ausschlaggebend. Es funktioniert ebenso gut als Fantasy-Szenario und sollte auch mit anderen Old School Regelwerken problemlos spielbar sein. Der Krieg ist in erster Linie grimmige Kulisse.

Diese historische Kulisse bedingt, dass der Großteil der Figuren im Spiel Menschen sind, oder es zumindest einmal waren. In D&D muss nicht erklärt werden, warum Orks ein Dorf überfallen. Nichts anderes erwartet man von den Archetypen des Fantasy Genres (wobei die konkreten Realitäten eines solchen Überfalls - Raub, Missbrauch, Mord - meist ausgeblendet werden).

Bei menschlichen Protagonisten gestaltet sich das etwas anders. Sie treten als Opfer und Täter, meistens aber im Graubereich dazwischen auf. Ihre Rollen sind nicht festgeschrieben. In den Probespielen hat sich daher gezeigt, dass die Spieler sich stärker mit den menschlichen Protagonisten identifizieren konnten. Das Böse, ausgeübt von Figuren, die nicht zwingend böse sein müssen, gewinnt an Größe, das Drama an Fahrt.

Ein weiterer Aspekt ist, dass das Übernatürliche vor der historischen und daher realweltlichen Kulisse weit stärker wirkt, als in einem Fantasy-Setting. Übernatürliches – Magie, Dämonen, Monster – wird als etwas Besonderes wahrgenommen, als Bruch mit einer Realität, die historisch verankert und den Spielern daher vertraut ist.

Soweit die Theorie. Inwieweit das Rollenspiel durch die historische Kulisse gewinnt, wird an den Spieltischen entschieden. Hier noch ein aktueller Stand, wie weit die Arbeit am Abenteuer bisher vorangeschritten ist.

  • 8 Areale mit etwa 200 Räumen (in Arbeit)
  • Detaillierte Beschreibung von Bruckstadt (abgeschlossen)
  • 3 zu erforschende Landmarken in der Grafschaft Grenzland; Ruine Dunmore, Wolfsmoor, das einsame Hügelgrab (abgeschlossen)
  • Karte der Region Grenzland (in Arbeit)
  • Neue magische Artefakte (abgeschlossen)
  • 4 Fraktionen (in Arbeit)
  • Tuschezeichnungen er wichtigsten NSC und Schauplätze des Abenteuers (in Arbeit)